Einführung mit dem Venture-Capital-Glossar: Fachbegriffe und wichtige Definitionen für Investoren und Startups

Eigentlich ist die übergeordnete Thematik in der Venture-Capital-Industrie nicht kompliziert: Startups, die Ideen und einen konkreten Kapitalbedarf haben (denen es aber aktuell an Geld fehlt), suchen Investoren. Investoren können dieses Kapital (und gegebenenfalls Know-How) bereitstellen, und bekommen im Gegenzug Anteile am Unternehmen bzw. am Unternehmenserfolg.

Umso schwerer fällt es Gründern, Investoren und Journalisten häufig, sich in diese Thematik einzulesen. Denn Fachvokabular und Anglizismen finden sich in jedem zweiten Satz wieder, selbst Definitionen und Wörterbücher enthalten wiederum Fachvokabular und Anglizismen.

Um dieses Ziel bestmöglich zu erreichen haben wir beschlossen, diesen Auszug aus unserem Wörterbuch thematisch und nicht alphabetisch zu organisieren (das aktuell entstehende Venture-Capital-Lexikon ist ein fortlaufendes Projekt).

Daher findest du an dieser Stelle absichtlich kein vollständiges Wörterbuch, das alle Wörter, Phrasen und Fachbegriffe beinhaltet, die etwa in gesetzlichen Bestimmungen und komplexen Wertpapiergesetzen enthalten sind. Allerdings hoffen wir, mit dieser Ressource Gründern, angehenden Investoren, Journalisten und Neugierigen die Thematik etwas klarer zu machen.

Venture-Capital-Grundlagen

Private Equity (PEs) – „Privates“, außerbörsliches Kapital

Unter Private Equity versteht man im engeren Sinne grundsätzlich Anteile eines Unternehmens, die nicht an einem öffentlichen Markt (also einer Börse) gehandelt werden. Im weiteren Sinne ist mit Private Equity die gesamte Industrie gemeint, die sich mit dem Kauf und Verkauf von nicht börsengehandelten Anteilen beschäftigt. Typischerweise werden Private Equity-Investoren als Kapitalgeber für Unternehmen in späteren Unternehmensphasen betrachtet, wenn Unternehmen bereits eine signifikante Umsatz- und Gewinnschwelle überschritten haben.

Venture Capital

Venture Capital bzw. Risikokapital bzw. Wagniskapital bezeichnen eine Teilmenge von Privat Equity. Startups bzw. Unternehmen in der Gründungsphase können natürlich auch Unternehmensanteile verkaufen. Der Unterschied im Begriff Venture Capital ist nicht scharf abgegrenzt, meint aber speziell den Private-Equity-Anteil, der aus frühphasigen Unternehmen besteht, die noch keine Umsätze oder Gewinne generieren oder aber zwar erste schwarze Zahlen schreiben, aber noch mitten in der Wachstumsphase stecken.

Venture-Capital-Unternehmen (VC-Unternehmen, „VCs“)

Venture-Capital-Unternehmen (natürlich auch Private-Equity-Unternehmen) sind Unternehmen, die zur Verwaltung eines oder mehrerer Risikokapitalfonds gegründet wurden.

Venture-Capital-Fonds  (VC-Fonds)

Venture-Capital-Fonds (auch hier trifft die Beschreibung grundsätzlich auf Private-Equity-Fonds zu) sind Kapitalpools, die von Venture-Capital-Unternehmen (siehe letzter Punkt) aufgesetzt werden. Investoren können anschließend Anteile an diesem Fonds erwerben. In aller Regel handelt es sich bei solchen Fonds rechtlich um GmbH & Co. KGs, an denen Investoren anschließend Anteile erwerben. Letztlich erwirbt genau diese GmbH & Co. KG (= der Venture-Capital-Fonds) die Anteile an einem Startup – sofern eben ein Deal zustande kommt.

Wichtig ist somit die Unterscheidung zwischen Venture-Capital-Fonds und dem Venture-Capital-Unternehmen. Das Unternehmen kontrolliert den Fonds und investiert im Auftrag des Fonds in Startups. Der Fonds hingegen investiert faktisch in Startups. Bei den Investoren, die Anteile am Fonds erworben haben, kann es sich bspw. um institutionelle Anleger, Family Offices oder HNWIs (High Net Worth Individuals) handeln.

Venture Capital Glossar und Begriffe für Investoren

Venture-Capital-Investoren, die in Start-ups investieren

Akkreditierter Anleger

Akkreditierter Anleger sind Einzelpersonen oder Institutionen, die bestimmten Anforderungen bspw. auf der Grundlage des Nettovermögens oder des Umsatzes gemäß den nationalen Investmentgesetzen entsprechen. Die Regeln zur Definition eines „akkreditierten Anlegerns“ sind von Land zu Land unterschiedlich. In Deutschland werden vergleichbare Anleger bspw. als semi-professionelle oder professionelle Anleger bezeichnet.

FFF („Friends, Family and Fools“)

Nicht jeder Investor muss akkreditiert sein, denn diese Anforderung ist grundsätzlich nur wichtig, wenn Fondsanteile erworben werden. Kapital kann ein Startup also auch von sogenannten nicht-professionellen Investoren erhalten. Auch die berühmten FFF – also Friends, Family & Fools – die einem Startup-Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen, gehören zur Kategorie der nicht-professionellen Anleger. Die Bezeichnung beschreibt mit leichter Ironie die Herkunft des Kapitals: Friends und Family aufgrund der engen Verbindung zum Startup-Gründer durch private, familiäre, freundschaftliche, aber auch berufliche Beziehungen. Fools, also „Narren“, aufgrund des überdurchschnittlich hohen Risikos, frühphasig in ein Startup zu investieren.

Angel Investoren oder Business Angel Investoren („BAs)

Angel Investoren sind in aller Regel unabhängige, wohlhabende Personen, die ihr privates Geld in Startups investieren. Business Angels werden häufig synonym verwendet, meinen jedoch zusätzlich zur vorherigen Definition Privatpersonen, die zusätzlich auch über außergewöhnliche Einblicke, Erfahrungen und Verbindungen verfügen und bereitstellen, die für den Erfolg des Startups relevant sein können. Typische Investmentsummen von Angel Investoren reichen in der Regel von fünfstelligen Beträgen bis hin zu 500.000 EUR – Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel.

Accelerator

Ein Accelerator ist ein Programm, das darauf abzielt, das Wachstum von Startup-Unternehmen durch Mentoring, Vermittlung von Verbindungen und Bereitstellung von Dienstleistungen und Infrastruktur (z.B. der kostenlosen Bereitstellung von Büroräumen für einen gewissen befristeten Zeithorizont) im Tausch gegen geringe Anteile am teilnehmenden Startup zu beschleunigen.

 Seed Investoren

Seed Investoren sind Investoren, die Kapital in einer sehr frühen Phase eines Start-up-Unternehmen einsetzen und sind somit eine Teilmenge der Risikokapitalgeber. Grundsätzlich gibt es keine Gesetzmäßigkeit, dass Angel Investoren ausschließlich Seed-Runden investieren oder Venture-Capital-Fonds ausschließlich anschließende sogenannte Series A (…) Runden platzieren. Allerdings ist der Kapitalbedarf typischerweise in einer frühen Phase eines Startups geringer, weswegen hier vermehrt Angel Investoren als Kapitalgeber vorzufinden sind. Venture-Capital-Unternehmen hingegen haben über ihren Fonds gewisse Verpflichtungen ihrer Investoren gegenüber, sodass diese häufig erst ab bestimmten Mindestinvestmentsummen einsteigen dürfen.

Venture Capital Investoren

Venture Capital bzw. Venture Capital Investoren sind institutionelle Investoren, die Kapital über ihren Fonds in junge Unternehmen investieren. Sie sind also in aller Regel die Gruppe von Investoren, die nach einer Seed-Runde (also nach einem Seed-Investor) Kapital investieren. Wie oben beschrieben sind Venture Capital Investoren eine Teilmenge von Private-Equity-Investoren, aber einhergehend aus dem amerikanischen Sprachgebrauch wird zwischen Venture Capitalist und Private Equity getrennt.

Die strategische Ausrichtung eines Fonds kann stark variieren: Einige VC-Investoren stellen bereits in frühen Phasen Kapital zur Verfügung und platzieren bspw. in Deutschland entsprechend etwas kleinere Summen von 500.00 EUR bis mehrere Million Euro. Andere VC-Investoren möchten ein vollständig validiertes Geschäftsmodell sehen und investieren in späteren Phasen ausschließlich in Startups, die bereits sehr signifikante Umsätze und Gewinne erzielen. Im letzteren Fall sind auch zweistellige Millionenbeträge als Investmentsumme nicht unüblich.

Private Equity Investor

Private-Equity-Investoren sind institutionelle Anleger, die im Vergleich zu VC-Investoren in sehr späten Phasen hohe Kapitalsummen in Unternehmen investieren, um beispielsweise Expansionspläne voranzutreiben, M&A-Aktivitäten zu finanzieren, das Management aus dem Unternehmen herauszukaufen, einen sogenannten Leverage Buyout vorzunehmen oder aber um das Unternehmen fit für einen Börsengang zu machen. Die Optionen sind bei Private Equity Investoren besonders vielfältig und hängen stark von der strategischen Ausrichtung des Private-Equity-Unternehmens ab.

Corporate Venture Capital (CVC)

Auch etablierte Unternehmens stellen immer häufiger Kapital zur Verfügung. Meist unterscheidet sich hier das strategische Kalkül Angel- oder Venture-Capital-Investoren.

Investiert wird häufig entweder in junge Unternehmen außerhalb des Unternehmens oder aber in Geschäftskonzepte, die den Ursprung im Unternehmen haben und im Rahmen einer eigenen Gesellschafterstruktur und mit eigenem Team dynamisch vorangetrieben werden soll. Eine Grund für Corporate Venture Capital Aktivitäten kann auch sein, dass das etablierte Unternehmen gewisse Markttrends vermutet, die es nicht verpassen möchte, aber die Produktentwicklung (zunächst) von der eigenen Kommunikation und der eigenen Marke trennen möchte. Corporate VCs verfügen typischerweise über einen umfangreichen Kapitalstock und investieren über ihre eigenen Konzerngesellschaften, also in der Regel nicht über Kommanditgesellschaften.

Investoren, die in Investoren investieren

Limited Partner (LP)

Wie oben erwähnt investiert nicht etwa ein Venture-Capital-Unternehmen selbst in ein Startup. Das VC-Unternehmen investiert im Namen des Venture-Capital-Fonds, in der Regel eine GmbH & Co. KG, in das Startup. Woher kommt das Geld im Fonds? Das ist der Job des Venture-Capital-Unternehmens, das kein eigenes Kapital investiert, sondern wiederum das seiner Anleger. Diese Anleger erwerben einen Anteil am Fonds, also an der GmbH & Co. KG und werden daher aufgrund ihrer beschränkten Haftung als Limited Partner (LPs) – oder in Deutschland als Kommanditisten – bezeichnet. Diese Investoren können somit den Fortschritt der Partnerschaft überwachen, sich aber nicht an ihrer täglichen Geschäftsführung beteiligen, wenn sie die beschränkte Haftung beibehalten wollen.

Hinweis: Es gibt viele Arten von Investoren, die Limited Partner in einem Investmentvehikel werden können. Im Allgemeinen gelten sie alle als akkreditierte, also semi-professionelle oder professionelle Investoren. Nachfolgend findest du Beispiele für Investoren-Typen, die häufig in Venture-Capital-Fonds investieren.

Family Office

Ein Family Office ist eine private Beratungsfirma, die typischerweise die Vermögens-, Steuer- und Nachlassplanung von sehr vermögenden Privatpersonen und Familien verwalten. Häufig wurde das Kapital durch erfolgreiche Familienbetriebe angehäuft. Gerade deshalb investieren Family Offices gerne – aber nicht zwingend – in Gründungen, die mit der Branche des Familienbetriebes Überschneidungen haben.

Pensionsfond

Ein Pensionsfonds ist ein gepoolter Investmentfonds, der von einem Vermittler im Namen einer Regierung, Körperschaft oder eines Unternehmens betrieben wird, um den angestellten Mitarbeitern später Renten auszuzahlen. Typischerweise setzen Pensionsfonds einen Teil ihres Vermögens im Rahmen ihrer Risikokapitalanlagestrategie ein.

Stiftungsfonds

Der langfristige Pool an Finanzanlagen, der von vielen Universitäten, Krankenhäusern, Stiftungen und anderen gemeinnützigen Einrichtungen gehalten wird, wird als Stiftungsfonds bezeichnet.

Dachfonds oder Funds of Funds (FOF)

Selbstverständlich können Fonds Kapital nicht nur in Startups, sondern wiederum in andere Fonds investieren. Ein Anlagevehikel, das seine Vermögenswerte im Namen seiner Investoren auf eine Reihe von anderen Fonds – und nicht bspw. direkt auf Privatunternehmen – verteilt, wird in diesem Kontext als Dachfonds oder Funds of Funds bezeichnet.

Die Venture-Capital-Charaktere

Analyst

Die meisten Nachwuchskräfte in einem Venture-Capital-Unternehmen, in der Regel ein frischgebackener Hochschulabsolvent, sind Analysten. Die Hauptaufgabe der Analysten besteht darin, sich in der Industrie zu vernetzen und auf Gründungsveranstaltungen Informationen zu sammeln und Kapitalanfragen von Gründern zu analysieren und zu beantworten. Analysten unterstützen häufig auch bei der Analyse des Geschäftsmodells, bei der Marktforschung und ggfls. bei der Due Diligence unmittelbar vor einem Investment.

Associate

Associates befinden sich meist auf der nächsthöheren Hierarchiestufe. Diese Positionen sind typischerweise „Partnerkarrieren“ und stehen Bewerbern mit Hochschulabschluss oder Analysten offen, die bereits seit einigen Jahren für das Venture-Capital-Unternehmen tätig sind. Die Mitarbeiter werden in der Regel mit der Durchführung von Due Diligences („Sorgfaltsprüfung“), der Einholung von Fortschrittsberichten von Portfoliounternehmen (also Unternehmen, die der Venture-Capital-Fonds hält) und der Vermittlung von Investmentopportunitäten an die Partner, die die endgültige Investitionsentscheidungen treffen, beauftragt.

Principal, Vice President (VP)

Ein Principal sitzt in der Unternehmensleitung und üblicherweise in einigen leitenden Positionen der Portfoliounternehmen des Fonds und unterstützt dabei, strategisch zu unterstützen oder Möglichkeiten für den Verkauf der Startups auszuloten. Ein Principal oder Vice President erreicht in der Regel in der nächsten Hierarchiestufe den Partnerstatus.

Venture Partner

Ein Venture Partner ist eine Person, die eine VC-Firma an Bord holt, um bei Investitionen und deren Verwaltung zu helfen, aber kein vollwertiges und festes Mitglied der Partnerschaft ist. Venture Partner werden im Gegensatz zu Entrepreneurs in Residence in der Regel während ihrer Amtszeit mehrere Transaktionen für das Unternehmen abschließen.

Partner

Partner haben grundsätzlich eine ähnliche Funktion wie Principals oder Vice Presidents. Sie sitzen ebenso häufig in den Vorständen von Portfoliounternehmen und verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit der Vernetzung der Investoren, Startups und potentiellen Käufern. Die Partner sind jedoch auch mit höherrangigen Aufgaben betraut, wie z.B. der Identifizierung von aufstrebenden Technologiesektoren, in die das Unternehmen investieren wird, der Identifizierung und Entwicklung von Beziehungen zu wichtigen Akteuren in diesen Sektoren, der Bewertung und Kommunikation der Fondsperformance an Limited Partner und der Beschaffung eines weiteren Fonds in etwa allen fünf bis sieben Jahre.

Venture Capital Economics und Kennzahlen

Fonds-Laufzeit

Die meisten Venture-Capital-Fonds sammeln einen bestimmten begrenzten Geldbetrag ein und werden für einen bestimmten Zeitraum aufgelegt. In aller Regel handelt es sich hierbei um geschlossene Fonds, d.h. die Limited Partners (also die Fonds-Investoren) dürfen das Kapital vorher nicht abziehen. Sobald die Zielfondsgröße erreicht ist, steht dieses Kapital meist für einen Zeitraum von sieben bis zehn Jahren unter dem Management des Fonds. Fondsmanager haben in der Regel die Möglichkeit, die Laufzeit des Fonds nach eigenem Ermessen schrittweise jährlich um bis zu zwei Jahre zu verlängern, um eine gewisse Flexibilität zu gewährleisten.

Investitionszeitraum

Der Zeitraum, in dem der Fonds den Großteil seines Kapitals in seinen Portfoliounternehmen einsetzt – üblicherweise durchschnittlich fünf Jahre zzgl. einer Verlängerungsoption von bis zu zwei Jahren.

Harvest Period

Der Zeitraum, in dem der Fonds beginnt, Erträge aus seinen Investitionen durch Fusionen und Übernahmen, Börsengänge, Technologielizenzverträge und andere Mittel zu erzielen.

Internal Rate of Return (IRR) bzw. Interner Zinsfuß (IZF)

Im Kontext von Private Equity und Venture Capital ist der IRR die annualisierte effektive Rendite, die auf das investierte Kapital verdient werden kann. Je länger das Geld an eine Investition gebunden ist, desto höher ist das Vielfache der ursprünglichen Investition, das zurückgezahlt werden muss, um eine angemessene interne Rendite zu erzielen. Wichtig ist also nicht nur, welcher Erlös erzielt wird, sondern wie schnell dieser realisiert wird. Der Erfolg eines Venture-Capital-Fonds wird im wesentlichen anhand der IRR festgestellt.

J-Kurve

Die Form der internen Renditekurve im Laufe des Lebenszyklus des Fonds, die sowohl die Anlageperiode als auch die Ernteperiode umfasst. Der Name der Kurve entspringt der Ähnlichkeit mit dem Buchstaben „J“.

Cash-on-Cash Rendite

Die Cash-on-Cash-Rendite ist eine vereinfachte Methode zur Berechnung der Rendite. Errechnet wird sie durch Division des gesamten Geldbetrags, der aus einer Investition (oder der Kombination von zurückgegebenen Geldern und dem aktuellen Wert des Portfolios) erhalten wurde, durch den ursprünglich gebundenen Betrag. Synonym verwendet wird hier das Multiple on Invested Capital (MOIC).

Beispiel: Nehmen wir an, ein Investor investiert 10 Millionen Euro in ein bestimmtes Portfoliounternehmen. Zur Erleichterung nehmen wir zudem an, dass keine Folgeinvestitionen getätigt wurden. Das Portfoliounternehmen wird anschließend verkauft und der Investor erhält 50 Millionen Euro an Erlösen aus dem Verkauf, was bedeutet, dass der Cash-on-Cash Return (oder MOIC) der Investition 500% betrug.

Assets under Management (AuM) – Das verwaltete Fondsvermögen

Der Gesamtmarktwert der finanziellen Vermögenswerte, die der Venture-Capital-Fonds im Auftrag seiner Kommanditisten aktuell verwaltet.

Management Gebühren

Die jährliche Gebühr, die der Venture-Capital-Fonds für seine Verwaltungsdienstleistungen berechnet, typischerweise 2% des verwalteten Vermögens. Abweichungen sind allerdings ebenfalls nicht ungewöhnlich. Die Verwaltungsgebühr wird in aller Regel verwendet, um Grundgehälter, Mieten, Rechts- und andere Dienstleistungsgebühren, Marketingkosten und andere Nebenkosten zu zahlen, die dem Fonds im Laufe seiner Verwaltung entstehen können. 

Carried Interest oder „Carry“

Der Carried Interest oder „Carry“ ist die vom Fonds berechnete Gebühr für die Gewinne, die mit einer bestimmten Investition erzielt werden. Typischerweise liegt der Wert im Bereich von 20%. Der Carry dient dazu, die Interessen der Limited Partner mit denen der persönlich haftenden Gesellschafter, die den Fonds verwalten, in Einklang zu bringen. Es gibt einige finanzielle technische Details bspw. im Bereich der Anrechnung eines Carried Interests, die den Rahmen dieses Lexikons jedoch sprengen würden.

Venture Capital Kennzahlen

Die Kapitalrunde im Zeitablauf

Finanzierungsrunde; Kapitalrunde

Eine Finanzierungsrunde ist eine Art Angebot, bei dem ein Unternehmen Kapital von Investoren im Austausch gegen Eigenkapital, als Darlehen oder in einer anderen Finanzierungsform erhält.

Die Startup Finanzierung erfolgt hierbei in der Regel in mehreren Runden oder Phasen. Das Standard-Benennungsschema sieht vor, jede dieser Runden mit einem Buchstaben aus dem Alphabet, beginnend mit A, fortlaufend zu bezeichnen. Die immer größere Verbreitung von Seed-Investoren hat hierbei zu einer gewissen Verwirrung über die Namensgebung geführt. Einige bezeichnen Kapital, das frühphasig durch Seed Investors platziert wurde als „Series Seed“, während andere, darunter beispielsweise der berühmte US-Accelerator Y Combinator diese Runden als „Series AA“ bezeichnen.

Lead Investor

Der Hauptkapitalgeber in einer bestimmten Finanzierungsrunde wird als Lead Investor bezeichnet. Er begleitet häufig das gleiche Unternehmen von Kapitalrunde zu Kapitalrunde.

Syndikat

Ein Syndikat ist ein Zusammenschluss von Investoren, die gemeinsam an einer bestimmten Runde teilnehmen.

Pre-Money-Bewertung

Die Bewertung eines Unternehmens vor jeder zusätzlichen Investition in seine aktuelle Finanzierungsrunde.

Post-Money-Bewertung

Das Produkt aus dem in einer Finanzierungsrunde gezahlten Preis pro Anteil und den nach der Finanzierungsrunde ausstehenden Anteilen. Als Faustregel gilt die Pre-Money-Bewertung zzgl. dem neu investierten Kapitalbetrag. Diese Faustregel gilt allerdings nur, wenn es keine Anteilsrückgaben oder Optionen gibt.

Due Diligence („Sorgfaltspflicht“)

Der Prozess der genauen Untersuchung eines Unternehmens vor der Durchführung einer finalen Investition, der Bildung einer Geschäftspartnerschaft oder einer anderen langfristigen bindenden Vereinbarung. In der Due Diligence müssen Verantwortliche des Zielunternehmens häufig sehr detaillierte, interne Geschäftsinformationen preisgeben, damit eine möglichst genaue Bewertung durch einen Investor erfolgen kann. Die Geschäftsinformationen werden daher durch Geheimhaltungsverträge bzw. Non-Disclosure Agreements (NDAs) geschützt.

Term Sheet; Absichtserklärung

Ein Term Sheet gibt einen Überblick über die Struktur eines Gesellschafts- oder Aktienkaufvertrags, der typischerweise ausgehandelt und vereinbart wird, bevor eine formellere Sprache verwendet wird. Ein Term Sheet gleicht also einer Absichtserklärung, um den letzten finalen Schritt zu machen. Anschließend wird der Anteilskauf in einem endgültigen verbindlichen Vertrag formuliert.

Verwässerung

Die Verwässerung bezeichnet die Reduzierung des Anteils der Gründer und Altaktionäre am Eigenkapital eines Unternehmens, der mit einer neuen Finanzierungsrunde verbunden ist. Erwirbt ein neuer Investor Anteile am Unternehmen, müssen diese Anteile aus der bisherigen Struktur freigemacht werden. Altaktionäre haben durch die Verwässerung als faktisch weniger Anteil am Unternehmen, allerdings erhalten sie im Gegenzug neue finanzielle Mittel.

Cap Table; Kapitalisierungstabelle

Die Cap Table oder Kapitalisierungstabelle ist eine Liste, die alle Anteilseigner und Investoren in einem Unternehmen jeweils mit Namen, dem prozentualen Anteilsbesitz, den Anteils- bzw. Aktienklassen sowie ggfls. die Anzahl der gehaltenen Aktien auflistet.

Optionen

Optionen verbriefen die Möglichkeit, direkt von der Gesellschaft ausgegebene Anteile oder Aktien zu einem bestimmten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu kaufen.

Wandelanleihe

Eine Wandelanleihe ist eine Art Finanzinstrument, das unter bestimmten, im Investitionsvertrag festgelegten Bedingungen gestattet, ein Darlehen, das dem Anleger (=Kreditgeber) zusteht, in Eigenkapital an der Gesellschaft umzuwandeln.

Wandelanleihen sind eine gängige Lösung im Zuge der Herausforderung, das zugrundeliegende Unternehmen in Anbetracht der hohen Unsicherheit in sehr frühen Phasen zu bewerten. Dieser Bewertungsprozess wird häufiger auf Investoren der Serie A abgeschoben. Sobald eine Bewertung für die Gesellschaft festgelegt ist, erhält der Inhaber der Wandelanleihe die Möglichkeit, den ausstehenden Saldo des Darlehens (d.h. das Anfangskapital zuzüglich der während der Haltedauer aufgelaufenen Zinsen) in Eigenkapital an der Gesellschaft umzuwandeln, und zwar proportional zur Bewertung der Gesellschaft. Weitere Details zu Wandelanleihen sprengen auch hier den Rahmen dieses Übersichtsartikels, werden aber in Zukunft auf capmatcher.com ebenfalls abgehandelt.

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